Freitag, 8. April 2011

Soll ein Geschenk sein

Eine Salami zu kaufen ist nun nicht unbedingt das Schwierigste, das man sich vorstellen kann. Er stand jetzt aber schon seit einigen Minuten vor dem Regal mit den Salamis in allen Größen und Formen und konnte sich nicht entscheiden. Sehen alle gut aus, dachte er, naja die hier vielleicht nicht so. Er studierte die Schilder. Name, Preis und Preis pro 100g. Schweinssalami vom Schwein, Hirschsalami vom Hirsch, Knüppelsalami vom – das System schien komplexer zu sein als gedacht.

Man muß ja auch nicht immer Wurst essen, dachte er und ging weiter zum Kühlregal. Die Tiefkühlgerichte ließ er genauso links liegen wie ganz zu Beginn Obst/Gemüse, wobei man ehrlicherweise sagen muß, daß er Obst/Gemüse eher rechts liegen ließ. Er steckte Brotaufstrich, Milch und Joghurt in seine Tasche, in der das Brot schon einigen Raum eingenommen hatte.

Bei den Getränken regte er sich einigermaßen darüber auf, daß es immer weniger Multivitaminsäfte ohne Möhre gab. Versteh ich nicht, sagte er zu sich und nahm einen der letzten Mohikaner aus dem Regal. Die Zeitungs- und CD-Abteilung konnte ihm an diesem Tag nichts aufregendes bieten – er ging zur Kasse.

Nachdem das Paar vor ihm ihren ganzen Rassel auf das Förderband gelegt hatte, begann er, seinen Beutel zu leeren. Er schaute sich um. Ganz schön was los, dachte er dabei. Dann blickte er auf das Förderband, um zu überschlagen, was er bezahlen müsse. Das machte er immer und wenn er mit seiner Mutter einkaufen ging, gaben sie immer beide einen Schätzwert ab und der Sieger durfte sich dann freuen. Er schaute also auf das Band und schluckte.

Fein säuberlich – hohe Kartons und Flaschen werden in Fahrtrichtung des Förderbandes gelegt, dann kippt auch nix um oder rollt durch die Gegend – lagen da:

1 Bio-Mehrfruchtsaft
1 Bio-Milch
1 Bio-Sandwich-Creme „Paprika & Olive“
1 Bio-Sandwich-Creme „getrocknete Tomate“
1 Bio-Knuspermüsli mit Früchten
1 Naturjoghurt mild (krasses Zeug, kein Bio)

Er wagte es nicht aufzuschauen, weil er den Blick der Kassiererin spürte, der zu sagen schien: Bio-Tampons gab’s wohl nicht mehr, du Pussy! Er fühlte sich, wie Woody Allen in dem einen Film, wo er ein „Magazin“ kauft und die Kassiererin durch den Laden ruft „How much is the ORGASM?“ Er fing an zu schwitzen, stopfte alles in seine Tasche, wartete nicht auf das Wechselgeld und rief, während er halb rückwärts aus dem Laden stürzte, den Leuten zu: Ist nicht für mich, soll ein Geschenk sein!

Kann ein fiktiver Tomatenaufstrich so ein männliches Gimmick haben?

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